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Zeitmesser: Sonnenuhr

Für das Magazin Servus – Unser Garten habe ich den Sonnenuhrbauer, Keramiker und Archäologen Gernot Krondorfer im oberen Mühlviertel besucht.

Zähl die heit’ren Stunden nur…

Im Mühlviertel baut Gernot Krondorfer Sonnenuhren für private Gärten und öffentliche Plätze. Seine präzisen Werke verraten uns viel über Himmelsmechanik und Zeit.

„Wir sind Zuagroaste, seit 33 Jahren sind wir hier die Zuagroasten,“ erzählt Gernot Krondorfer. Er war Keramiker, als er in jungen Jahren mit seiner Frau und seinem Schwager den stattlichen Hof im oberen Mühlviertel bezog.
Ein Auftrag für ein Sonnenrelief brachte ihn damals zur Sonnenuhr und er begann sich mit der jahrtausendealten Thematik rund um Datumslinien, wahrer Ortszeit und Schattenlängen auseinanderzusetzen.
„Das hat mich fasziniert, und ich hab mich ein bisschen eingelesen.“ schmunzelt der besonnene Tüftler. Seit 22 Jahren baut er nun gewerblich Sonnenuhren, ist mittlerweile Mitglied beim österreichischen astronomischen Verein und hat an die 400 Uhren konstruiert, aus unterschiedlichen Materialien, mit diversen Funktionen und an Orten auf der ganzen Welt. Sein Meisterwerk: eine Sonnenuhr an der südlichsten Spitze Indiens deren Weltziffernblatt Mittag und Mitternacht an über 70 verschiedenen Orten der Welt anzeigt.

Zum Schluss kommt der Kompass
Im Mühlviertler Innenhof herrscht mediterrane Üppigkeit, der Oleander blüht, Feigen, Orangen und Wein reifen in der Sonne. Mit dem Kompass nordet der Hobbyastronom eine fast fertige Sonnenuhr und erläutert genau, wie der Stand der Sonne am Himmel die Tageszeit hier auf der Erde anzeigt.
„Viele Leute glauben, wenn sie einen Stab an die Wand montieren und dann jeden Tag um 12 Uhr ein Stricherl machen, haben sie eine Sonnenuhr, aber so funktioniert das nicht.“ erklärt Krondorfer. Da spielt auch der genaue Standort mit, samt Abweichungen und Korrekturtabellen. Außerdem entspricht die wahre Sonnenzeit nicht unserer gesetzmäßig festgelegten Zeit – sonst wäre es in Linz fünf Minuten früher 12 Uhr als in Salzburg.
Zwischen zwei Wochen und zwei Monaten dauert die Herstellung einer Uhr, wobei es natürlich auf die Größe ankommt und ob sie die Zeit, ein bestimmtes Datum oder die Tierkreiszeichen anzeigen soll. Auch materialmäßig ist vieles möglich, am liebsten verarbeitet Krondorfer aber Findlinge aus Naturstein. „Granit verströmt so eine enorme Kraft, das passt sehr gut.“

Die Sonne scheint für alle
Schon in der Antike wurde die Tageszeit mit Hilfe des Sonnenstands gemessen, in der Renaissance und im Barock hatten Sonnenuhren ihre Blütezeit und waren vor allem in England und Frankreich wichtige Elemente der Gartenkunst.
Auch bei uns schmückten sie damals Kirchtürme, öffentliche Plätze und vornehme Bürgerhäuser. Wer Anfang des 19. Jahrhunderts von einer Uhr sprach, meinte damit eine Sonnenuhr. Auch nach der Erfindung der mechanischen Uhren setzte man lange zum Nachjustieren und Richtigstellen die Mittagsanzeige einer Sonnenuhr ein.
Viele Ziffernblätter sind mit besonderen Sprüchen verziert, so als möchte die Uhr dem Betrachter nicht nur die Zeit, sondern auch eine Weisheit verraten: „Sol omnisbus lucet – die Sonne scheint für alle“, etwa, oder „Meine Zeit ist nicht deine Zeit, aber unsere Zeit ist die gleiche.“
Sonnenuhren haben eine eigene Symbolik, das bemerkt auch Gernot Krondorfer immer wieder: „Wenn man weiß, wie sie funktionieren, lernt man Gesetzmäßigkeiten zu verstehen. Die Sonnenuhr steht ein bisschen für die Himmelsmechanik, die wir Menschen nicht verändern können.“

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Werkstatt für Sonnenuhren
Gernot Krondorfer
Ohnerstorf 11
A 4152 Atzesberg
Telefon: +43 (0)7283 8605
href=“http://www.sundial.at“ target=“_blank“>www.sundial.at

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